Hast die Glocken du vernommen, heißt es ins Theater nach Oberkessach kommen.
Und wer der Aufforderung nachgekommen ist konnte eine fulminante Premiere in Schöntal Oberkessach erleben.
Das war weder peinlich noch musste sich irgendwer aus der “Keschicher” Theatertruppe dafür schämen, auch wenn Fräulein Rosenfeld, penetrant gut gespielt von Jasmin Rumez nicht müde wurde immerfort genau darauf hinzuweisen.
Dem Himmel sei Dank, so der Titel des diesjährigen Stückes. Dem Himmel danken kann auch das Regieteam Alfred Deuser und Renate Keppner, daß ihnen das letztjährige Erfolgsensemble nahezu unverändert auch dieser Jahr wieder zur Verfügung stand und sich spielerisch sogar noch steigern konnte. Was eine beachtliche Leistung darstellt, lag die Meßlatte doch sehr hoch.
Wenn dann noch ein Stück ohne Längen mit der ein oder anderen Überraschung aufgeboten wird, dann dürfen auch mal die Glocken den Beginn einer Vorführung markieren.
Von Beginn an steckte Pfarrhaushälterin Hermine, souveräner Auftritt von Christine Hofmann, im Pfarrhaus ab, wer der Herr im Ring ist. Nicht nur dass sie ihren Pfarrer Alfons, ein mit Finanzsorgen alleingelassener Seelsorger im besten Sinne gespielt von Hartmut Eckert, voll im Griff hat, sie ist das Schauspieler-Mutterschiff, das von der Theatercrew umkreist wird, nicht nur dramaturgisch, sondern auch ganz praktisch hilft sie beim noch so kleinen Hänger. Sofort ist sie zur Stelle und hilft mit Text und Mimik aus. Darauf kann sich sogar ein Domkapitular Dr. Jüngling, brilliant dargestellt von Thomas Stek, verlassen. Eher reduziert gespielt stellt er affektiert, näselnd, quiekend, schmatzend, grunzend die Arroganz der herbeigerufenen Kontrollinstanz des Bistums dar. Tatkräftig unterstützt von Erzengel mit Hörnern, den Susanne Feucht spielt, und in dieser Rolle bigott und geschäftstüchtig ihre Nichte Ursula, gekonnt hilflos Caroline Stang ins Kloster stecken will.
Dabei hofft sie sogar auf die Unterstützung des Bischofs persönlich, welcher sich nicht lange bitten läßt in Form von Siggi Bischoff, cool wie immer Tim Salig, dem Freund ihrer Nichte, der geistesgegenwärtig alle Schwindeleinfälle der Haushälterin Hermine aufnimmt und umsetzt, damit ja nicht herauskommt, daß im Pfarrhaus Kartenspiel und Alkohol zuhause sind, wenn auch für einen guten Zweck, den der Kirchenrenovierung.
Diesen guten Zweck unterstützt der arbeitsscheue Messner, schmerzensreich gespielt von Markus Pfohe, sogar mit gezinkten Karten. Büßen muß er immer und körperlich, den seine Frau Emma, tatkräftig verkörpert von Ulrike Bechtel, nutzt jede Gelegenheit um mit ihrer Handtasche auszuholen.
Frische in den bunten Reigen bringt nicht nur sprachlich die noch buntere Aerobic-Lehrerin Heidi, burschikos liebenswert gespielt von Christina Weber, sie schafft es mehrmals den Domkapitular Jüngling aufs Kreuz zu legen und ihn nebenbei von seinen Schmerzen zu befreien.
So kommt zu keinen Zeitpunkt des Stücks Langeweile auf und nur einer muß sich gedulden, der schüchterne Herr Meßmer, komödiantisch umgesetzt von Jochen Eckert, der fast zwei Akte lang versucht den Herrn Pfarrer zu sprechen und jedes mal nur dazu kommt zu sagen: “Dann komme ich halt später wieder.”
Aber auch er findet zu guter Letzt sein Glück.
Schöntal TV kann einen Besuch im Theater Oberkessach uneingeschränkt empfehlen, für den Freitag, 23.01.2015 gibt es im Vorverkauf noch ein paar wenige Karten, für den Samstag noch weniger. Aber es lohnt sich auf alle Fälle es zu versuchen.
Hier noch ein Schwung voll Bilder.