Giftwelle ist da – zwischen Westernhausen und Bieringen
Hier aktuelle Meßwerte um 09.00 Uhr Sonntag 30.08.2015:
- Krautheim, Firma Rüdinger: 14,8 mg/l
- Marlach: 12,9 mg/l
- Winzenhofen: 9,1 mg/l
- Westernhausen: 7,9 mg/l
Heute um 11.30 Uhr fand im Feuerwehrmagazin in Westernhausen, dem Heimatstützpunkt der Freiwilligen Feuerwehr Schöntal eine Information der Feuerwehren, Fischervereine, THW-Gruppen und auch in Teilen der Bevölkerung statt.
Schöntal TV wurde vom Kommandant der Schöntaler Wehr dazu offiziell eingeladen. Daß dieser Termin längst überfällig war, um den Unmut in der Bevölkerung wieder einzufangen, wurde unisono erkannt und deshalb stand Landrat Dr. Neth mit seinen Fachleuten des Landratsamtes Hohenlohe, sowie der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Schöntal Herbert Göker, der die im Urlaub befindliche Bürgermeisterin Filz aktiv vertritt und Feuerwehrkommandant Armin Walz mehr als eine Stunde Rede und Antwort.
Kurz die Fakten:
- Giftfahne ist zwischen Westernhausen und Bieringen, in Richtung Kloster Schöntal unterwegs.
- Giftpeak liegt derzeit in Krautheim mit rund 15 mg/l.
- Ausdehnung des Vergifteten Flusswassers derzeit rund 13 km.
- Verweildauer, aufgrund der langsamen Strömung über 50 Stunden von 1 mg/l bis wieder 1 mg/l erreicht wird.
- Fischsterben bleibt bisher aus, da Konzentration von 0,5 mg/l wohl doch nicht tödlich.
- Fischervereine berichten von zwei, drei toten Fischen in Marlach und Gommersdorf, zeigen sich aber zuversichtlich.
Landrat Neth umriß kurz die getroffenen Maßnahmen, die seit Dienstag getroffen wurden und zeigte Verständis für den Unmut vor allem der Schöntaler Bevölkerung. Diese mußte all die Tage mit ansehen wie in den benachbarten Ortschaften, des Landkreises Heilbronn die “Wiesen umgegraben wurden” während in Schöntal eigentlich gar nichts passierte, weil alle Kräfte jagstaufwärts gebunden waren und erst mit der Giftwelle den Fluß hinunterzogen.
Zum jetzigen Stand ist nicht mehr von einem Fischsterben im großen Stil auszugehen, dennoch werden alle Maßnahmen an der Jagst in Schöntaler Bereich bis ca. Mittwoch 02.09.2015 weiterlaufen, vor allem die Zufuhr von Sauerstoff ist nach wie vor immens wichtig. Allein die Pumpe des THW am “Erlenbaum” in Westernhausen hat eine Leistung von 15.000 Liter/Minute wie unsere Recherche ergab. Stand heute wird die halbe Jagst umgepumpt, derzeit führt die Jagst 1.500 Liter/s davon werden 750 Liter/s belüftet.
Auf unsere Nachfrage wurde bestätigt, daß der seit vielen Tagen immer wieder berichtete Ammonium-Wert von 0,5 mg/l nicht zwangsläufig tödlich für die Fische sei. Die Letalität hänge vielmehr von vielen Faktoren, wie dem pH-Wert des Wassers, vielen weiteren Werten bis hin zur Temperatur ab. Erst wenn sich das im Wasser befindliche Ammonium in Ammoniak wandle, so geschehen jagstaufwärts, würde ein Fischsterben eintreten.
Weiterhin wird seit heute in den Morgenstunden den abgesperrten Biotopen und den absolut schützenswerten Unterwehrbereichen Frischwasser aus allen Hohenloher Badeseen zugeführt. Hauptsächlich aus den Tiroler Seen zwischen Jagst und Kochertal.
Baden macht dort heute wenig Sinn, weil so O-Ton eines im Einsatz befindlichen Landwirts: “Mir sauge dene des Wasser unnerm Arsch weg”.
Derzeit sind 250 Einsatzkräfte von Krautheim bis Berlichingen im Einsatz. Alle Hohenloher Feuerwehren, von Mulfingen bis Berlichingen, zudem noch die Kochertaler Kollegen aus Niedernhall und anderen Gemeinden, Gesamtkoordination übernimmt die Feuerwehr in Öhringen. Weiterhin Kräfte des THW, des DRK und nicht zu vergessen all die unzähligen Helfer vor Ort. Am Wochenende waren zeitweilig bis zu 650 offizielle Helfer im Einsatz.
Unsere eigenen Ermittlungen ergaben, daß junge Buben der Krautheimer Feuerwehr nach ihren Schichten noch freiwillig weiter da geblieben sind. Aber selbstverständlich gibt es mittlerweile auch weibliche Feuerwehrkräfte, hier haben wir eine eingefangen, die anderen waren auf Treibstoffversorgungsfahrt.
Hier noch mal ein Dank an all die Helfer an der Jagst.
Hier noch ein paar Bilder auch schon von Kloster Schöntal: